Der Tag beginnt still. Weiße, dunstige Wolken hängen über dem Land und tauchen alles in diffuses Licht. Man hat den Eindruck, dass Wolken und Nieselregen auch das Tempo des Tages verlangsamen. Ich genieße die warme Dusche auf dem Campingplatz, nehme mir viel Zeit beim Frühstück und verabschiede mich vom schnuckeligen Nachtquartier.
Zuerst brauche ich einen Strom-Adapter. Das macht sich gut, wenn ich demnächst im Pub beim Warten auf den leckeren Fisch, der hier überall angeboten wird meinen Laptop aufladen will. Tom Sheehy &Co. Ltd. in Clonakilty ist der Tipp meiner Gastgeberin und so mache ich einen kurzen Stopp in diesem hübschen Städtchen.
Für 2,90 bekomme ich so ein Teil und kann danach nicht an den leckeren Gebäckauslagen vorbei:
Warm und duftend liegen da Scones und verschiedene Brotsorten. Mist, dass ich schon gefrühstückt habe. Aber trotzdem muss was für die Mittagspause mit.
Next Stop: Drombeg Stonecircle. Seit ca. 3000 Jahren stehen diese Steine nun hier in der Gegend rum. Obwohl sicher schon die Hälfte der Zeit von keinem mehr dem ursprünglichen Nutzen zugeführt, hat es doch bisher niemand gewagt, Hühnerställe oder Vorratskammern daraus zu bauen.
Der weiße Nebel lässt alles ein bisschen mystisch erscheinen, aber ansonsten kann ich den Steinen nicht wirklich viel abgewinnen… oder sollte ich doch mal beide Hände drauflegen um Jamie einen Besuch abzustatten 😜.
Weiter gehts über Glandore, wo gerade die Segelschule einen Ausflug macht,
an eigentlich romantischen, heute dunstigen Küstenabschnitten entlang
zum Lough Hyne. Dieser herrliche See gehört zu Irlands Naturwundern.
Von Gletschern geformt war er erst ein Süßwassersee bis der steigende Meeresspiel vor 4000 Jahren einen Durchbruch verursachte.
sagt Lonely Planet
Zweimal am Tag strömen durch verbundene Kanäle die Gezeiten in und aus dem See. Das ergibt dann recht kräftige Strömungen, die sogenannten Rapids:
Ich fahre eine schmale Straße am See entlang und suche nach einem Rastplatz. Eigentlich will ich Wandern, aber aus dem dichten Nebel kommt fein zerstäubter Regen, der die Kleidung durchweicht. Da begegnen mir 3 eingeweichte Wanderer mit Hund und ich frage höflich: „Can you help me…?“
„Keen Ding. Obber du kannst och Deitsch mid uns redn! Mir sin aus Dräsdn!“
Baltimore – mein Tagesziel haben sie schon drei Mal bereist und kennen sich hier aus. – Der Hund kläfft und kläfft! – Wo denn mein Reisepartner sei? Ganz allein? Na Hut ab! Wie bistn hergekommen – Rosslare, ah klar! – Der Köter hört nicht auf, will in meine Reifen beißen 😳. – „Das is nich unsrer! Der latscht uns nur schonn seid ner Stunne hinnerher!“ Plötzlich kommt von Weitem ein altes Mütterchen, einen Holzstock schwenkend, laut zeternd auf den Hund zu. Und während sie ihn damit vertreibt, ihm ständig hinterherhinkt und auch mal ab und zu – einigermaßen erfolglos – mit dem Fuß nach ihm tritt, fragt sie uns woher wir kommen, erzählt dass sie Freunde in Düsseldorf, München und Hannover hat und dass ich auf keinen Fall rechts sondern links hinunter zu der kleinen Fischerbucht fahren soll. Da sei es prima und ich könne mit meinem Riesengefährt auch problemlos drehen! Irgendwie erinnert die Szene an ein freundliches Rumpelstilzchen, dass gleichzeitig Hunde vertreibt und Touristen auf den richtigen Weg bringt.
Ich rolle in die Bucht und außer einem Pärchen im Auto, dass freundlich winkt und eine raucht und dann bald wieder verschwindet ist hier nur… Stille…. Wahnsinn! Irgendwann kommt noch ein Ruderer vorbei, der einen Landgang (bafuß!) vom weißen Segelboot aus unternimmt, aber sonst gibts hier nichts außer Regen auf meinem Dach….
