Was ich brauche und was nicht.

Ich brauche heute unbedingt:

  1. Wasser
  2. Strom
  3. ein sauberes Klo

Ich brauche heute nicht:

  1. Das Gewusel der Stadt Cork
  2. Autofahrer, die drängeln
  3. geschlossene Zeltplätze

Ich habe heute in unfassbar umfangreichem Maße:

  1. Gute Laune
  2. Herrliche Landschaften
  3. Lust zum Fotografieren
  4. nette Gespräche mit dem runden Mädel von der Zeltplatz-Rezeption
  5. das Glück, unterwegs zu sein.

Als erstes der Nachtrag: ein paar Eindrücke vom John F. Kennedy Arboretum:

Auf dem Weg dahin komme ich an der fantastisch gelegenen Loftus Hall vorbei.

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Dann der Abstecher ins Arboretum:

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Der Tag beginnt nach dem verkniffenen Weckruf in der kleinen Bucht mit einer Wanderung entlang des Ardmore Cliff Walks. Der startet direkt am St. Declan`s Friedhof, den ich mir noch im frühen Morgendlicht anschauen kann.

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Vom Friedhof aus gehe ich den Berg hinauf und nach einem kleinen Fehlversuch und querfeldein Marschiererei lande ich dann doch on the right way.

Es ist einfach unbeschreiblich schön. Traumhaftes Wetter, kein Mensch zu sehen, die Möven lassen sich an den Klippen vom Aufwind treiben, überall wachsen Blumen und das Gras ist weicher als mein Bett und verwöhnt mich beim  Fotografieren in Bauchlage.

Ich genieße die frische Luft und die wärmende Sonne, wage mich, meiner Höhenangst trozend bis fast an die Kante und entdecke ganz unten noch ein Schiffswrack. Laut Reiseführer die gestrandete „Samson“, ein Schwimmkran, der 1987 an die Klippen gespült wurde und seitdem vor sich hin rostet. Wenn der seine Kraft aus den Haaren ziehen will… schlechtes Omen – so ganz oben ohne.

Na jetzt kanns doch eigentlich gar nicht schöner werden… doch: eine Quelle mit verfallenem Häuschen – die St. Declans Well mit Kapellruine.

Und da kommen die ersten Wanderer. Blitzsaubere Rentner, mit blitzsauberen, blütenweißen Taschentüchern, die sie auf der Bank neben der Heilgen Quelle ausbreiten um darauf sitzend ihr Frühstück zu verzehren und mir ein fröhliches „Hello!“ entgegen zu jubeln. „It is a lovlely day, isn`t it!?“  Aber sicher!


Ich kehre zurück zum Womo – eigentlich mit dem blöden Gefühl, nicht an der richtigen Stelle zu parken, da es irgendwie schwierig war einen Parkplatz zu finden und ich mich auf den seitlichen Grünstreifen im Wohngebiet gepflanzt habe. Aber das scheint hier keinen zu stören und, wenn man genau hinsieht, machen das alle so.

Und jetzt auf ins Blackwater River Valley. Das soll ein malerische Tal und einer der wichtigsten Fanggründe der irischen Lachsfischerei sein. Lachs? Find ich gut! also auf in Richtung Norden. Zwischen Cappoquin und Lismore zuckele ich den Blackwater River entlang, aber nix von Lachsfischern zu sehen. Am Ortseingang von Lismore tut sich allerdings ein neuer Blick den erstaunten Traveleraugen auf – Lismore Castle.


Ich las erst am Abend davon und bin umso erfreuter. Schnell findet sich ein geeigneter Stellplatz und schon bin ich den ganzen Mittag mit der Kamera in den Auen vor der Stadt unterwegs, das Castle immer im Blick.

Die Natur scheint hier noch richtig gut in Schuss. Neben Kühen, Enten, Gänsen und Pferden begegnen mir auch Fischreiher und irgendwelche Wasservögel, die mit ihren schwimmflossenbestückten Füßchen sehr lustig aussehen, wenn sie versuchen an Land vor mir zu fliehen. Aber es nützt nix… ich werde nie ein begnadeter Tierfotograf. Wahrscheinlich wären sogar Schneckenbilder von mir noch verwackelt, weil die einfach zu schnell für mich sind. Da lob ich mir doch so ein Castle, das kann wenigstens nicht wegrennen.


Durch eine quietschende Drehtür verlasse ich das Paradies der Auenbewohner und laufe noch ein bisschen am Blackwater River entlang.



15:00 Uhr. Ich sehne mich nach einem sonnigen Plätzchen, meinem Liegestuhl und einem Buch. Google meint in 20km Entfernung einen Campingplatz zu kennen. Ich muss heute mal einchecken, denn ohne Wasser und Strom und Kloentleerung wirds ungemütlich. Also auf nach Fermoy. Ich genieße die malerische Hügellandschaft, die sich rechts und links entlang windet und war für einen genervten Verkehrsteilnehmer wohl nicht schnell genug auf Links, als sich diese plötzliche Zweispurigkeit vor uns auftat… Wildes Hupkonzert und panisches Winken… im Berufsverkehr hätte ich das auch sein können… und ich merke, wie entspannt ich schon bin.

Das bin ich sogar noch, als eine dicke verrostete Kette und ein ebenso dickes Schloss am Tor des Campingplatzes hängen. Verlassene Parkbuchten und einsame Stromsäulen zeigen an, dass ich hier vor kurzem noch am Ziel meiner Wünsche gewesen wäre. Nur nicht heute. Nächster Platz 80km entfernt. Zum Glück bin ich nicht mit dem Fahrrad da. Unterwegs komme ich an Cork vorbei und denke, dass man hier schon auch mal Halt machen könnte. Angeblich sei Cork die irische Hauptstadt der Herzen, aber schon das Wort „quirlig“ in der Beschreibung des Lonely Planet stört mich heute. Vielleicht bin ich bei Belfast und Dublin wieder bereit für „quirlig“.


Sextons Caravanpark ist prima! Außer mir noch 3 Womos, 2 Zelte, 4 Familien in Bungalows und eine knuddelige junge Frau am Einlass. Die bestimmt 60kg Übergewicht stehen ihr irgendwie gut und sie ist so prima drauf, dass man sie gleich lieb haben muss. Wo bekomme ich den fehlenden Adapter für Elektrizität? Kein Problem? Ich hätte es gern ruhig?! Na dann da drüben. Keine Kinder 😜! Einsame Buchten zum Relaxen haben wir da, dort und hier!… und so gibts einen Tipp nach dem anderen. Und das alles zusammen mit Entsorgung, Wasser, Strom, Wifi, Übernachtung, Kartenmaterial und kleiner Gästeküche für 18,- Euro. Wow! Okay das Wifi kannste vergessen und ich tippe wieder in mein Smartphone dem Ende meiner 3G Surfgeschwindigkeit entgegen, aber der Rest ist klasse.


Hinten rechts in der Ecke unternehme ich den letzten verzweifelten Wifi-Versuch nahe der Rezeption, aber soviel Geduld kann der erholteste Urlauber nicht aufbringen.

Da bin ich nun also auf ihm gelandet: dem Wild Atlantic Way. Dem werde ich in den nächsten Wochen Richtung Norden folgen. Wie weit ich kommen werde? Mal sehen. Ich möchte genießen und nicht hetzen.

Und hier, gar nicht weit von der Stelle entfernt, an der die Titanic im April 1912 ihren letzten Hafen verließ lege ich heute Nacht mein müdes Haupt zur Ruhe! Der Himmel ist grau, leiser Regen tröpfelt auf mein Dach… Träumt was Schönes!


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